Stele 3 – Menschen mit Behinderung im Deutschen Kaiserreich und der Weimarer Republik

Wie leben wir? Was denkt ihr von uns?

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Eugenik eine anerkannte Wissenschaft. Sie möchte eine Zukunft ohne Erbkrankheiten. Daher sollen nur gesunde Menschen Kinder bekommen dürfen. Das Leben von Menschen mit Behinderung wird als „unwert“ angesehen.

Andererseits gebieten christliche Nächstenliebe und humanistisches Gedankengut, dass für alle Menschen gesorgt wird. Bildung ermöglicht Selbstständigkeit – auch für Menschen mit Behinderung. Deshalb sind Bildungseinrichtungen für Menschen mit Behinderung notwendig. So sehen das viele Menschen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.

Mädchen beim lesen und spielen.
Mädchen beim Lesen und Spielen im Gemeinschaftsraum / Archiv SFZ Förderzentrum

Perspektivwechsel: Was hätten die Zöglinge gesagt?

Wir kamen meist mit sechs Jahren in die Anstalt. Das Anstaltspersonal nannte uns Zöglinge, weil wir hier erzogen wurden.

Die Lehrkräfte und das Pflegepersonal kümmerten sich gut um uns. Sie wollten, dass wir die bestmögliche Ausbildung erhalten.


Der Erste Weltkrieg veränderte unser Leben.

Männliche Pfleger und Lehrer leisteten Kriegsdienst.

Das Geld war knapp, unsere Versorgung schlecht.

Wir hatten alle Hunger.  


In der Weimarer Republik lief unsere Ausbildung erfolgreich.

Ein selbstständiges Erwachsenen-Leben schien für uns möglich – bis zur Weltwirtschaftskrise 1929. Die Unternehmen entließen zuerst die Mitarbeitenden mit Behinderung.

Das Kriegerdenkmal

Vaterlandsliebe und Gehorsam sind geschätzte Werte im Deutschen Kaiserreich. Der Erste Weltkrieg (1914-1918) fordert viele Opfer und endet mit der Niederlage Deutschlands. Der Kaiser muss abdanken und die Zeit der Weimarer Republik beginnt.

Viele Menschen trauern dem alten Kaiserreich nach und lehnen die freiheitliche Demokratie ab.

Männer schließen sich in militärisch organisierten Freikorps zusammen. Sie verehren gefallene Soldaten und fördern die Errichtung von Kriegerdenkmalen. Das macht sie in der Bevölkerung beliebt.

Viele Freikorps unterstützen Adolf Hitler.

Das Kriegerdenkmal auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof.

Auf dem Anstaltsfriedhof wird ein Kriegerdenkmal für gefallene Mitarbeiter der Einrichtung errichtet.

Förderhinweis auf die Stiftung Sächsische Gedenkstätten und das Land Sachsen.

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